Methoden aus der Naturwissenschaft

gravity

Auf dem G8-Agrarministertreffen im italienischen Treviso verpflichteten sich die Minister die “Globalisierung und Öffnung der Märkte zu unterstützen sowie jeden Protektionismus abzulehnen”1. Dafür soll auch die Doha-Runde zügig abgeschlossen werden.
In diesem Zusammenhang ganz interessant ist ein Artikel aus dem Jahr 2008 von Emlinger, Jacquet und Lozza mit dem Titel “Tariffs and other trade costs: assessing obstacles to Mediterranean countries’ access to EU-15 fruit and vegetable markets”. Veröffentlicht wurde er im European Review of Agricultural Economics.2 In diesem Artikel nutzen die Autoren das gravity model, um den Einfluss von Zöllen auf den Export von Obst und Gemüse in die EU aus Mittelmeerstaaten näher bestimmen zu können. Sie kommen zu dem Schluss, dass die Handelskosten an sich und weniger die Transportkosten oder die Zölle den Export in die EU behindern.
Das gravity model ist insofern sehr interessant, als es die Gesetzmäßigkeiten des Newtonsches Gravitationsgesetzes entlehnt, um sie auf verschiedene wirtschaftswissenschaftliche Fragestellungen anwenden zu können. Die Modelle enthalten folgerichtig Komponenten wie Masse und Abstand. In der Untersuchung bilateraler Handelsströme entspricht die Masse dann der wirtschaftlichen Größe. Die Handelsströme zwischen zwei Ländern sind proportional zu ihrer jeweiligen Wirtschaftskraft und umgekehrt proportional zu ihrer Entfernung voneinander. Hinzu kommt eine Konstante die durch Kalibrierung des Modells ermittelt werden muss, sodass die geschätzten den beobachteten Werten entsprechen. Erst dann ist das gravity model überhaupt tauglich. Aber nicht nur Handelsströme können evaluiert werden, sondern auch Migrationsströme, Verkehr und allgemein alles, was mit Bewegungen zwischen Orten zu tun hat. Mit logarithmischer Regression können (beide Seiten der Gleichung, also Log-Log) die entsprechenden Parameter geschätzt werden. Alternativ dazu kann ein Pseudo-Maximum-Likelihood-Schätzer genutzt werden.
Wie ich finde ist die zugegebenermaßen schon etwas ältere Methode sehr interessant. Möglicherweise können weitere Methoden aus den Naturwissenschaften entlehnt werden, um den Methodenbeitrag der Agrarökonomie zu verbessern.

Bildquelle: http://privatewww.essex.ac.uk/~jmcss/LGW.html

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