Open Access in der Agrarökonomie
Freier Zugang für alle! In der Welt der wissenschaftlichen Publikationen ist dieser Satz wohl eher kein Konsens. In diesem Monat widmete auch die Zeit dem Thema Open Access einen Artikel. Nach Ansicht des Autors Drösser reagieren Forscher mit der Open-Access-Bewegung auf die dramatische Verteuerung wissenschaftlicher Journale. Und tatsächlich scheint der Kreislauf der Journalfinanzierung paradox. Die zumeist von der der Öffentlichkeit finanzierten Forscherinnen und Forscher publizieren ihre Artikel so gut wie immer ohne dafür Geld zu erhalten – viele erachten dies doch zurecht als ihren Job. Die Verlage jedoch erheben beachtliche Abonnementgebühren und die (ebenfalls öffentlichen) Bibliotheken müssen diese bezahlen. Ulrich Herb bringt dies auf den Punkt:
“Genauso wenig, wie man sich dafür oder dagegen entscheiden kann zu trinken, um zu überleben, kann sich ein Wissenschaftler ernsthaft dafür oder dagegen entscheiden, in einem wichtigen Journal seines Fachs zu veröffentlichen. Schließlich stattet das Publizieren in diesen Journals die Wissenschaftler mit wissenschaftlichem Kapital aus.” 1
Graefen und Thielmann sehen den wissenschaftlichen Publikationsbetrieb als eine “arbeitsteilige, auf Effektivität hin angelegte Tätigkeit spezialisierter Individuen. Die Publikation neuer Erkenntnisse ist, auch vom Standpunkt dieser Individuen aus gesehen, ein Gebot. Davon hängt ebenso so sehr der Fortschritt ihres Faches ab, wie auch ihre persönliche Existenz als Wissenschaftler mit der Menge und Qualität sowie der Anerkennung ihrer Publikationen steht und fällt.” 2
Wie sieht es bezüglich Open Access in agrarwirtschaftlichen Publikationen aus? Eher mau. Unter den 160 Zeitschriften im GEWISOLA-ÖGA Publikationsranking sind die meisten nicht komplett frei verfügbar. Positive Ausnahme ist hierbei die Zeitschrift für Agrarinformatik. Bei allen anderen Journals in hohen Ratingkategorien sind lediglich die Abstracts einsehbar. Das betrifft natürlich auch die Primuse wie das American Journal of Agricultural Economics oder das European Review of Agricultural Economics. Es scheint so zu sein, dass nur kleinere, sich mit sehr speziellen Fragen beschäftigende Journals, die Neigung zum Open Access haben. Aus meiner Zeit an der SLU fällt mir da noch die Publikation Rangifer ein, die sich mit Fragen der Rentierhaltung beschäftigt.
Im Interesse der Zugänglichkeit zu wissenschaftlichen Erkenntnissen bleibt zu hoffen, dass mehr Publikationen ihre Inhalte frei zugänglich machen. Man sollte die diesbezügliche Entwicklung jedenfalls weiter beobachten.
- Herb: “Journale, Impact Factor, radikale Monopole und Karrieren”. Online: http://www.heise.de/tp/r4/artikel/23/23531/1.html ↩
- Graefen und Thielamm: “Der wissenschaftliche Artikel”. In: Auer und Bassler (Hg.): Reden und Schreiben in der Wissenschaft, Campus Verlag, 2007, S.68f ↩
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